Zum Tag des Kindes: Hessens Schüler fordern Verwirklichung der Kinderrechte

Schülervertreter aus ganz Hessen kamen am 31.05.2017 auf Einladung des Kinderhilfswerkes Childaid Network in Frankfurt zum „Tag der Kinderrechte“ zusammen. Anlässlich des 25. Jubiläums der UN-Kinderrechtskonvention und dem heutigen „Internationalen Tag des Kindes“ beklagten die Schüler die dramatische Notlage vieler Kinder in der Welt und richteten mit der Schülerresolution „Kinderrechte endlich verwirklichen“ konkrete Wünsche an die Landesregierung. Gleichzeitig starteten sie eine landesweite Solidaritäts-Aktion, um den Kindern in Nepal, deren Leiden nach den Erdbeben weitgehend von der Weltöffentlichkeit verdrängt wird, konkrete Unterstützung anzubieten.

 

Kinderrechte stehen oft nur auf dem Papier

Die Kinderrechtskonvention mit starken und detaillierten Paragraphen ist fast überall auf der Welt seit 25 Jahre Gesetz. Aber immer noch werden mehr als 150 Millionen Kinder als Arbeitssklaven ausgebeutet. Weltweit können 250 Millionen Jugendliche nicht lesen und schreiben, weil sie nicht zur Schule gehen durften. Millionen Kinder sterben jährlich an vermeidbaren Krankheiten. Auch in unseren reichen Gesellschaften sind es vor allem die Kinder, die unter Armut, sexuellem Missbrauch oder Vernachlässigung leiden. In dieser schonungslosen Analyse waren sich die anwesenden Experten, Dr. Martin Kasper, ehrenamtlicher Vorstand von Childaid Network, Prof. Dr. Ursula Fasselt von der Frankfurt University, Ann Kathrin Linsenhoff, UNICEF Deutschland und Esther Rüden von der Kindernothilfe einig. Die Schülervertreter bekräftigten in ihrer Resolution, dass sie diese Situation nicht akzeptieren können.

 

Resolution der Schüler fordert ernsthafte Anstrengungen

„Für die Not der Kinder gibt es keine gute Entschuldigung: In unserer Welt gibt es genügend Ressourcen, um allen Kindern ihre Grundrechte zu gewähren“, stellen die Schüler in ihrem Papier fest. Und in einem Appell an die Landesregierung fordern sie einstimmig, die Verwirklichung der Kinderrechte stärker in den Fokus der Gesellschaft zu rücken.

„In meiner Schullaufbahn wurde das Thema Kinderrechte zweimal kurz besprochen. Der Unterricht beschränkte sich auf die kurze Benennung der wichtigsten Rechte. Eine Analyse der Umsetzung oder gar eine Reflektion über unsere Partizipationsrechte fand nicht statt“, beschrieb Hibba Kauser, Vertreterin des Landes-Schülerrates, in einer aufrüttelnden Ansprache ihre Erfahrungen. Deswegen beginnen die Forderungen der Resolution mit dem Appell an die Landesregierung, das Thema Kinderrechte und Maßnahmen zum Schutz der Kinder in den schulischen Curricula aller Altersstufen verstärkt zu verankern.

„Selbst Nepal hat in seiner Verfassung nun die Kinderrechte verankert“, erläutert die Juristin Prof. Dr. Fasselt, die gerade von einem Lehrsemester aus dem Projektgebiet von Childaid Network zurückgekehrt ist. Doch bei uns finden sich die Kinderrechte nicht im Grundgesetz. Die Zuständigkeiten sind zersplittert. Wie in Nordrhein-Westfalen umgesetzt wünschen sich die Schüler deswegen das Amt eines Kinderrechtsbeauftragten in Hessen, der jährlich auch einen umfassenden Bericht zur Situation der Einhaltung der Kinderrechte veröffentlicht und die Partizipation der jungen Leute sicherstellt. Gleichzeitig regen sie an, einen jährlichen Preis für die Person oder Organisation in Hessen zu schaffen, die sich am wirksamsten für die Verwirklichung der Kinderrechte einsetzt. „Das würde vermehrte Aufmerksamkeit für dieses wichtige Thema schaffen“, meinte Dr. Ute Nieschalk, ehrenamtlicher Vorstand von Childaid Network.

 

Schüler werden selbst aktiv

„Wir sind bereit, selber aktiv zu werden“, versprechen die Schüler in der Resolution, und das konnte man an diesem Tag spüren. Moderator Daniel Fischer, Hit Radio FFH und Botschafter von Childaid Network, hatte Mühe, die lebendigen Wortmeldungen und Diskussionsbeiträge zu koordinieren. „Ich war beeindruckt von der Qualität und dem Niveau des Engagements“, stellte Sandra Hörbelt, stellvertretend für die DZ BANK fest, die für die Veranstaltung Räumlichkeiten und Bewirtung gesponsert hatte. „Wir sind froh, dass in unserem Räumen solch eine Veranstaltung stattfindet.“

Shary Reeves, Schirmfrau der Veranstaltung, appellierte an die Schüler. „Es kommt auf Euch an. Denn Ihr seid die Zukunft. Veränderung ist möglich.“ Aber eigentlich bedurfte es dieser Aufforderung nicht. Childaid Network hatte für den Tag die Kinderrechtsfibel „Dein Buch für Nepal“ im Pocket-Format aufgelegt. Diese enthält Auszüge aus der Kinderrechtskonvention, aber auch viele Statistiken zu der Lebenswirklichkeit von Kindern weltweit. Kreativ und selbständig erarbeiteten die anwesenden Schüler in Gruppenarbeit Konzepte, wie die Fibeln an ihren Schulen eingesetzt und so das Bewusstsein für die Kinderrechtssituation verbessert werden kann. Gleichzeitig sollen durch den Verkauf der Büchlein für jeweils 1 € genügend Einnahmen erzeugt werden, so dass die Ausstattung von Schulen für 6.000 Schüler in den erdbebenzerstörten Bergregionen Nepals mit Büchern, Klettergerüsten und Lehrmitteln finanziert werden kann. Eine Schülerdelegation wird im Herbst mit dem Fahrrad selber in die Berge radeln und symbolisch die Sammelergebnisse übergeben.

 

Auftakt ins Jubiläumsjahr

Der Tag der Kinderrechte ist Teil einer Reihe von Aktionen und Veranstaltungen von Childaid Network zu seinem Zehnjahresjubiläum. Unter dem Motto „Kindern Zukunft schenken“ setzt sich die Königsteiner Stiftung für den Zugang zu Bildung für benachteiligte Kinder und Jugendliche ein. Mit mehr als 6,5 Mio. Euro Projektmitteln wurde seit Gründung das Leben von mehr als 110.000 jungen Menschen vor allem in Südasien nachhaltig verändert. In seinem Grußwort gratulierte Oberbürgermeister Peter Feldmann Childaid Network zum Jubiläum und dem höchst wirksamen Einsatz in den Projektgebieten. „Als Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt bin ich sehr stolz, dass mit der Stiftung Childaid Network und vielen weiteren Kooperationspartnern und Aktionen in Schulen, Kitas, Bibliotheken, Museen, der Internationale Tag des Kindes in Frankfurt in besonderer Weise aktiv gestaltet und gefeiert wird“, so Feldmann.

 

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